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Harmonisierte Norm EN 301 549 wird stärker

In einem aktuellen Beitrag beschreibt Wilco Fiers den Trend, dass die europäische Norm EN 301 549 immer mehr an Einfluss gewinnt. Zwar werde sie oft einfach als „WCAG mit einer anderen Nummer drauf“ abgetan, doch das werde ihrer Bedeutung nicht gerecht.

Die Web Content Accessibility Guidelines (WCAG) sind in erster Linie für Webinhalte gedacht und nicht für mobile Anwendungen, Kioske oder auch GPS-Navigationsgeräte und E-Book-Reader. Das werde sich auch mit WCAG 3.0 nicht ändern. Doch die harmonisierte Norm der Europäer fülle diese Lücke.

Die Einhaltung der Norm EN 301 549 ist für EU-Regierungen seit 2019 vorgeschrieben. Mitte 2025 wird sie zudem EU-weit Standard für alle außer die kleinsten Anbieter. In Deutschland greift dann zum Beispiel das Gesetz zur Stärkung der Barrierefreiheit (BFSG). Selbst wer nicht in Europa ansässig ist, muss die harmonisierte Norm bei der Entwicklung seiner Produkte und Dienstleistungen für Kunden in der EU anwenden.

Der Brüssel-Effekt

Die EN 301 549 gewinne daher auch außerhalb Europas durch den „Brüssel-Effekt“ an Bedeutung: Wer im EU-Wirtschaftsraum tätig werden möchte, muss seine Regeln annehmen. Das führt zu einer Ausbreitung auch außerhalb der Europäischen Union: So übernahm Australien 2016 die Norm für ihre Beschaffung bei Informations- und Kommunikationstechnik (IKT) als AS EN 301 549. Kanada habe die Norm unter dem Namen CAN/ASC – EN 301 549 neu veröffentlicht und prüft ihre Aufnahme in das kanadische Gesetz für barrierefreies Reisen. Auch Japan, Indien und Kenia haben ihre eigenen Normen auf der Grundlage von EN 301 549 veröffentlicht.

Mit Ausnahme unserer Nachbarn im Vereinigten Königreich scheint die harmonisierte Norm ein Exportschlager zu werden. Doch es gibt ein wenig Wasser im Wein: Hilfreiche Anleitungen zur praktischen Anwendung existieren bislang nur für die von der WCAG abgedeckten Bereiche.

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